Aus dem Innungsleben

Baugewerks-Innung Neustadt: Karl Schubnell - ein Macher mit weitem Horizont

27.11.2020 l Holger Schindler, Freier Journalist

Neustädter Maurermeister tritt ins zweite Glied zurück - doch sein Herz schlägt weiter fürs Handwerk

NEUSTADT. Nach 53 Arbeitsjahren hat Karl Schubnell die Geschäftsführung und die Anteile am familieneigenen Bauunternehmen Schubnell-Bau in Neustadt im Schwarzwald an seinen Sohn Marc Schubnell weitergegeben. Doch das heißt noch lange nicht, dass der erfahrene Maurermeister jetzt die Füße hochlegt. Für seine verschiedenen Ehrenämter bei der Innung und der Kreishandwerkerschaft will er mögliche Nachfolgekandidaten suchen helfen, die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, die relevant für die Bauwirtschaft sind, verfolgt er weiter mit Argusaugen, im Betrieb hilft er auch künftig mit - und auch sonst bewahrt sich der 69-Jährige seinen weiten Horizont.

“Die langen Wege für den Aushub, verbunden mit den neuen Zone-30-Abschnitten auf der B31 durchs Höllental - ist das wirklich umweltfreundlich und klimafreundlich?”, sagt Karl Schubnell und schüttelt bei seiner rhetorischen Frage missmutig den Kopf. Dass es unten im Rheintal im direkten Umfeld von Freiburg aktuell kaum Möglichkeiten gibt, Aushub von Baustellen abzulagern und daher stattdessen Lkw-Transport um Lkw-Transport durch den Schwarzwald hoch nach Neustadt rollt, regt den langjährigen Unternehmer mächtig auf. “Ich will versuchen, dass ich noch im Januar einen Termin mit Landrätin Dorothea Störr-Ritter und Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer bekomme - am besten gleich mit der Kreishandwerkerschaft zusammen - und dabei dann auf Verbesserungen drängen kann”, erklärt Schubnell. Mehr Deponien vor Ort, das wäre am besten, findet er.

Der drahtige Mann, der in jungen Jahren Leichtathletik auf Leistungssportniveau betrieben hat, befasst sich aber längst nicht nur mit Verkehrsfragen. Ihn kümmert alles, was das Handwerk und die Bauwirtschaft im Speziellen betrifft, etwa die brennend aktuelle Nachwuchsfrage, Bauphysik und die Regulierungswut der Politiker. “Hier müssten endlich Schritte zu einer spürbaren Entbürokratisierung erfolgen”, sagt Schubnell.

Im Gespräch wird rasch klar, dass der urige Schwarzwälder sehr vielseitig interessiert ist, aufmerksam mit- und gern auch weiterdenkt. Und hinterm Berg hält er mit seinen Gedanken auch nicht. Über extremes, letztlich unsinniges Hygienestreben und potenziell ungesunde Ernährungsspleens sinniert er beispielsweise ebenso wie über ein gelingendes Verhältnis von Mann und Frau. “Mit den Jahren erlebt man so einiges und kommt dabei zu neuen Einsichten”, erklärt Schubnell. Mehr miteinander zu reden anstatt, wie heute leider allzu oft üblich, schweigend auf irgendwelche Bildschirme zu starren, dies könne so manche Beziehung retten, ist der Handwerksmeister beispielsweise überzeugt.

Langweilig war es Karl Schubnell in den letzten Jahrzehnten nie. Nach der Hauptschule begann er mit 14 Jahren im vom Vater 1960 gegründeten Baubetrieb in Neustadt seine Maurerlehre und musste dort schon mit 20 Jahren Führungsverantwortung übernehmen, als der Vater wegen einer Erkrankung kürzertreten musste. 1974 folgte die Meisterprüfung, 1978 übernahm Karl Schubnell dann offiziell gemeinsam mit seinem gleichnamigen Vater die Geschäftsführung der Firma - bis ins Jahr 1989. Zu jenem Zeitpunkt trat Bruder Werner als Geschäftsführer mit ein. Und von da an lenkten die zwei Brüder die Firma zusammen durchs Auf und Ab der Baukonjunktur. Heute zählt das Unternehmen 14 Beschäftigte. Die Hauptverantwortung tragen heute, nach Karl Schubnells Rückzug, Bruder Werner und Sohn Marc. “Ich helfe aber natürlich gerne weiter mit, wo es nötig ist”, erklärt der frühere Betriebsinhaber, “und man hängt natürlich auch ein Stück weit an der Arbeit und den Menschen.”

Parallel zu den Bauaufträgen lief das Familienleben. Drei Kinder und mittlerweile auch drei Enkel hat Karl Schubnell. “Betrieb und Familie unter einen Hut zu bekommen, das ist eigentlich nur möglich, wenn die Ehefrau komplett mitzieht, mithilft und am selben Strang zieht”, sagt er. Hinzu kamen im Lauf der Zeit diverse Ehrenämter in verschiedenen Handwerksorganisationen. So war Schubnell Mitglied in der Vollversammlung der Handwerkskammer Freiburg. Seit 1994 bringt er sich im Vorstand der Kreishandwerkerschaft ein - als Bezirkshandwerksmeister für den Bereich Hochschwarzwald. Seit 2001 ist er zudem Obermeister der Bau-Innung Neustadt. “Jetzt wird es Zeit, auch da an diesen Stellen Platz zu machen”, sagt Schubnell - ein Generationswechsel sei wichtig und richtig.

Dass er ein Mann ist, der anpackt, darauf deutet nicht nur der Zollstock hin, der stets griffbereit in Schubnells Arbeitshose steckt. Auch dass der Familienbetrieb heute, 60 Jahre nach Gründung, immer noch am Markt aktiv ist, zeigt: Karl Schubnell erledigt wirkungsvoll, was gerade Not tut. “Wir haben uns zum Beispiel frühzeitig auch auf Sanierungsprojekte ausgerichtet”, erinnert sich der Seniorchef. Schubnell ist überzeugt: Gute Arbeit und ein guter Kundenservice sind die Basis für langfristigen Erfolg. “Letztlich haben wir auf diese Weise schon drei große Krisenphasen durchgestanden”, erklärt er.

Wenn der aktuell noch anhaltende Bauboom ende, was nach seiner Ansicht unweigerlich in absehbarer Zeit der Fall sein wird, dann komme es wieder besonders auf eine regionale Verwurzelung und stabile Kundenbeziehungen an. “Wer in der Vergangenheit zufrieden mit unseren Leistungen war, der hält uns auch die Treue, wenn’s schwieriger wird”, so Karl Schubnell.

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